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wie der Grundstein zum Bau der Rothenfelser
Kirche verwendet. Erhalten blieben am Ort die
Grundmauern, die 1983 freigelegt wurden.
Rothenfels gegenüber liegt Zimmern, wo am Rande
des Dorfes der mühlenreiche Karbach in den Main
mündet. Die 1835 nach Plänen von Joseph Daniel
Ohlmüller errichtete Michaelskirche wurde 1837/38
mit barocken Einzelstücken aus anderen Kirchen
ausgestattet; hervorgehoben sei die aus der
bedeutenden Würzburger Werkstatt von Johann
Philipp Seuffert stammende Orgel, die aus dem
aufgelösten Kloster Gerlachsheim erworben wurde.
Hoch über dem alten Ortskern des nahen Karbach
liegt inmitten der Reste der Kirchhofsbefesti-
gung, eingerahmt von alten Maulbeerbäumen und
zugänglich durch ein prächtiges Fachwerkhaus, das
als Tor- und Schulhaus diente, die Pfarrkirche (1612
bis 1614), deren Turmaufbau 1779 entstand. Über
Birkenfeld und Billingshausen gelangt man nach
Zellingen und Retzbach, den Ausgangspunkten
unserer Reise.
Hafenlohr, nach Rothenfels mainabwärts die
nächste Etappe auf unserer Reise durch den Land-
kreis, verdankt seinen Namen der Hafnerei, die bis
heute am Ort fortlebt. In der Pfarrkirche über dem
Dorf – das Kirchenschiff wurde 1814, der Turm 1837
errichtet – werden die Sandsteinfigur des heiligen
Eucharius und die Sitzfigur des heiligen Blasius
gehütet, die beide aus Mattenstatt stammen.
Folgen wir der Hafenlohr, dann dem Wagenbach
und dem Heinrichsbach in den Spessart, dann
kommen wir hinter Steinmark zum Schächer-
loch. Die nahezu vollständig verstürzte Höhle
im zerklüfteten Sandstein soll nicht zuletzt den
Spessarträubern als Schlupfwinkel gedient haben.
Bleiben wir im Tal der Hafenlohr, so empfängt uns
hinter Windheim und unmittelbar hinter einem
Jugendzeltplatz des Landkreises eine idyllische
Naturlandschaft, die jahrzehntelang vom Projekt
eines Trinkwasserstausees bedroht war. Mittelpunkt
des um die Hafenlohr gelegenen Wildparks der
Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg ist
der Weiler Einsiedel. Er leitet seinen Namen von
der seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bis
1483 bestehenden Propstei des Klosters Neustadt
ab und erinnert zugleich an eine bedeutende Glas-
hütte im 19. Jahrhundert. Auf einer kleinen Anhöhe
oberhalb der Straße liegt die kleine Kapelle, die vor
1866 nach Plänen von Heinrich Hübsch im neugoti-
schen Stil errichtet wurde.
Fast bis nach Hafenlohr breitet sich auf dem
anderen Mainufer Marktheidenfeld aus, das seit
Ende 2002 direkt über die neue Mainbrücke im
Norden anfahrbar ist. Bis dahin erreichte man
die Stadt von der rechten Mainseite aus nur über
die aus mächtigen Quadern 1837 bis 1846 unter
König Ludwig I. erbaute Brücke, nicht nur als erste
neuzeitliche Brücke am Main ein beachtenswer-
tes Bauwerk. Marktheidenfeld versteht sich als
„Brücke zwischen Wald und Reben“, als Bindeglied
zwischen dem auf Buntsandstein aufwachsenden
Waldland des Spessarts und dem auf Kalkstein
sich ausbreitenden Reb- und Ackerland der im
Osten gelegenen Marktheidenfelder Platte und des
Maindreiecks. Die Altstadt von Marktheidenfeld
liegt im Halbkreis um den Main und öffnet sich mit
dem Mainkai malerisch zum Fluss. Kunstgeschicht-
liche Höhepunkte der Stadt sind die Pfarrkirche
St. Laurentius und das Franck-Haus in der Unter-
torstraße. Letzteres, 1745 von dem Marktheiden-
felder Kaufmann Franz Valentin Franck erbaut,
ist eine besondere Sehenswürdigkeit mit seiner
Fassade und seinem reich ausgestatteten Festsaal
im ersten Stock. Heute wird dieses Haus vor allem
für Ausstellungen genutzt. Die Pfarrkirche wurde
als Julius-Echter-Bau weitgehend neu errichtet
und in den folgenden Jahrhunderten mehrfach
erweitert; die barocke Ausstattung stammt von
Jakob van der Auvera, das Bild des Hochaltars
von Georg Sebastian Urlaub. In der Sakristei,
dem Chor der romanischen Vorgängerkirche,
wurden 2003/04 spätgotische Fresken freigelegt.
Eine Reise durch Kunst und Kultur