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Machbarkeitsstudie zur Biosphärenregion im Spessart
Externe Gutachter prüften, inwieweit eine Biosphärenregion Spessart machbar wäre. Das sind die Ergebnisse der wegweisenden Studie.
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Machbarkeitsstudie zur Biosphärenregion im Spessart
Externe Gutachter prüften, inwieweit eine Biosphärenregion Spessart machbar wäre. Das sind die Ergebnisse der wegweisenden Studie.

Darum ging es in der Machbarkeitsstudie
Die Machbarkeitsstudie hat überprüft, ob sich der Spessart für eine Biosphärenregion eignet. Das Ergebnis der Studie bildet eine wesentliche Grundlage dafür, ob der Spessart das Zeug hat, Biosphärenregion zu werden. Damit verbunden ist jedoch noch keine Entscheidung für oder gegen eine Bewerbung bei der UNESCO. Für die Machbarkeitsstudie haben die beteiligten Landkreise und die Stadt Aschaffenburg externe Gutachter beauftragt. Ziel der bereits abgeschlossenen Studie war es, in einem objektiven und transparenten Prozess die nötigen Kriterien für eine Anerkennung als Biosphärenregion zu prüfen und zu untersuchen, wie lokale Akteure das geplante Projekt bewerten.
Zunächst einmal musste die formale Machbarkeit überprüft werden. Dafür wurden die 40 offiziellen Antrags- und Bewertungskriterien der UNESCO, wie zum Beispiel Größe, Verwaltungsstruktur und rechtliche Sicherung, untersucht. Daneben prüften die Gutachter die gesellschaftliche Akzeptanz der Biosphärenregion innerhalb der Bevölkerung. Diese fußte auf einem breit angelegten Beteiligungsprozess in Form einer umfassenden Chancen-Risiko-Bewertung bestimmter Themenbereiche wie Tourismus, Bildung, Land- und Forstwirtschaft und Natur. Im Anschluss wurden die Ergebnisse analysiert und die Chancen für eine erfolgreiche Bewerbung eingeschätzt.
Jede Kommune entscheidet selbst – niemand wird gezwungen mitzumachen
Der Untersuchungsraum der Machbarkeitsstudie entsprach dem Gebiet des bereits bestehenden Naturparks Spessart mit einer Fläche von etwa 171.000 Hektar.
Die künftige mögliche Biosphärenregion ist dabei jedoch nicht zwingend auf die untersuchte Fläche festgelegt. Selbstverständlich wird auch keine Kommune dazu gezwungen, Teil der Biosphärenregion zu werden. Jede Stadt oder Gemeinde entscheidet selbst darüber, ob sie Teil einer Biosphärenregion sein möchte.
Dasselbe gilt bei der Auswahl der Flächen für die besonders geschützte Kernzone. Auch Kommunen und private Waldbesitzer können freiwillig geeignete Flächen für die Kernzone zur Verfügung stellen und erhalten dafür staatliche Ausgleichsleistungen.
Formale Machbarkeit
Insgesamt wurden 40 funktionale und strukturelle Kriterien für die Schaffung einer Biosphärenregion untersucht. 36 dieser Kriterien sind laut der Studie im Spessart sehr leicht oder leicht umsetzbar. Zu den funktionalen Kriterien zählen zum Beispiel die Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation, aber auch die Biodiversität und das nachhaltige Wirtschaften. Auf Seiten der strukturellen Kriterien sind etwa die Flächengröße leicht und die Verwaltung und Organisation sehr leicht umzusetzen.
Auf die vier Kriterien, die nur mit größerem Aufwand umsetzbar sind und von denen sich drei um die Kernzonenfläche und deren rechtliche Sicherung drehen, soll im Folgenden näher eingegangen werden.
Repräsentativität
Biosphärenregionen müssen Landschaftstypen umfassen, die vom deutschen Biosphärenreservats-Netz bislang noch nicht ausreichend repräsentiert werden. Da jedoch bereits einige Waldlandschaften wie der Schwarzwald in diesem Kreis vertreten sind, reicht das Merkmal Wald alleine nicht aus, um das Prädikat Biosphärenregion zu erhalten. Auch wenn der Spessart zu den größten Laubmischwaldgebieten Europas zählt.
Hier gilt es, im Zuge einer möglichen Antragstellung bei der UNESCO die Vielfalt und Bedeutung des Spessarts als wertvolle Natur- und Kulturlandschaft mit seiner Eichenwirtschaft, den Spessarttälern oder den Streuobstbeständen noch intensiver herauszuarbeiten.
Ein anderes Alleinstellungsmerkmal könnte die Kombination aus ländlichen und städtischen Gebieten sein. Mit den Siedlungszentren entlang des Mains auf der einen und dem Hochspessart auf der anderen Seite wäre der Spessart die erste deutsche ländlich-urbane Biosphärenregion.

Zonierung
Wie bereits erwähnt, muss die Kernzone als besonders geschützte Naturraumzone mindestens drei Prozent der Gesamtfläche der Biosphärenregion umfassen. Zwar kann diese auch aus mehreren nicht zusammenhängenden Flächen bestehen, jede einzelne dieser Flächen muss jedoch mindestens 50 Hektar umfassen. Ist sie kleiner, muss sie zwingend von einer Pflegezone umgeben sein.
Die Gutachter kommen in der Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis, dass – bezogen auf die Größe des Untersuchungsraums – bislang noch nicht ausreichend Kernzonenflächen identifiziert werden konnten. Es müssen also noch weitere Potenziale erschlossen und als Naturschutzgebiet ausgewiesen werden. Hier sind vor allem auch die Kommunen gefragt, Körperschaftswald auf freiwilliger Basis gegen Ausgleichsleistungen für die Kernzone zur Verfügung zu stellen. Jedenfalls sind aufgrund der großen „Natura 2000“-Gebiete und des Landschaftsschutzgebiets des Naturparks zumindest ausreichend große Flächen im Spessart für die Pflege- und Entwicklungszone bereits rechtlich gesichert. Auf 97 Prozent der Fläche kommen somit keine neuen Einschränkungen zu.
Gesellschaftliche Machbarkeit – Beteiligungsformate
Die Akzeptanz wurde mit Beteiligungsformaten in Form von Online-Befragung, Bürgerforen sowie einer Arbeitsgruppenphase untersucht. Unter den Teilnehmern der Online-Befragung gab es mit 71 auf einer Skala von 0 (totale Ablehnung) und 100 (uneingeschränkte Befürwortung) ein deutliches, wenn auch nicht repräsentatives Stimmungsbild zugunsten einer möglichen Bewerbung als Biosphärenregion. Die Arbeitsgruppenphase mit Vertretern von über 70 regionalen Institutionen war von einer konstruktiven und sachlichen Diskussion sowie einem hohen Interesse an den Entwicklungschancen einer Biosphärenregion im Spessart geprägt.
Die Diskussionen bei den Bürgerforen zum Auftakt der Beteiligungsphase wurden teilweise sehr kontrovers geführt. Das dabei gemessene Stimmungsbild unter den Teilnehmern zeigte eine relativ starke Polarisierung zwischen Befürwortern und Gegnern einer Biosphärenregion, mit leichter Überhand der Befürworter.
Neben diesen Partizipationsformaten wurden im Zuge der Machbarkeitsstudie von einzelnen Verbänden Stellungnahmen eingereicht. Dabei sprachen sich fünf für und nur einer gegen das Projekt aus, während zwei dem Vorhaben neutral gegenüberstehen.
Insgesamt kann nach Abschluss der Beteiligungsphase der Machbarkeitsstudie somit festgehalten werden, dass weite Teile der Bevölkerung einer Biosphärenregion Spessart gegenüber eher positiv gestimmt sind. Gleichzeitig sieht jedoch ein erkennbarer Anteil das Projekt bislang skeptisch bis ablehnend.
Fazit zur Machbarkeitsstudie
Angesichts der Ergebnisse der untersuchten 40 funktionalen und strukturellen Kriterien kommt die Machbarkeitsstudie zu dem Ergebnis, dass eine Biosphärenregion Spessart zwar nicht völlig problemlos, aber dennoch gut umsetzbar ist. Bei den schwer umsetzbaren Kriterien sind bis zu einer möglichen Bewerbung bei der UNESCO weitere Kraftanstrengungen nötig, um das Projekt erfolgreich abzuschließen. Der gesellschaftliche Rückhalt dafür ist laut Studie weitgehend gewährleistet. Allerdings gilt es, die breite Bevölkerung und alle beteiligten Akteure durch Aufklärungskampagnen und einen transparenten Entwicklungsprozess weiterhin mit ins Boot zu holen und für das Projekt zu gewinnen.
Fest steht, dass eine Bewerbung als UNESCO-Biosphärenregion keinesfalls über das Knie gebrochen, sondern sorgfältig vorbereitet werden würde. Die finale Entscheidung, ob der Spessart künftig eine Biosphärenregion werden soll, liegt ohnehin bei allen Kreis-, Stadt- und Gemeinderäten von Kleinostheim bis Kreuzwertheim und von Miltenberg bis Mittelsinn.
Fotos: Stadt Aschaffenburg, Philipp Heilgenthal, Dr. Oliver Kaiser



Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Machbarkeitsstudie:
