>> JUGENDKREISTAG

Jugendliche mitreden und selbst entscheiden lassen

Tanja Hebig, Stefan Krebs und Annina Krause stellen den Jugendkreistag vor

Mehr als nur ein Planspiel: Die jugendlichen Delegierten stellen in der Jugendkreistagssitzung ernsthafte Anträge, die auch direkt in Kraft treten können, wenn sie eine Mehrheit finden. Damit sollen sie für Politik begeistert werden.

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Jugendliche mitreden und selbst entscheiden lassen

Tanja Hebig, Stefan Krebs und Annina Krause stellen den Jugendkreistag vor

Mehr als nur ein Planspiel: Die jugendlichen Delegierten stellen in der Jugendkreistagssitzung ernsthafte Anträge, die auch direkt in Kraft treten können, wenn sie eine Mehrheit finden. Damit sollen sie für Politik begeistert werden.

Seit einem Jahr hat der Landkreis Main-Spessart nicht nur einen Kreistag, sondern auch einen Jugendkreistag. 30 Delegierte aus allen weiterführenden Schulen von Marktheidenfeld bis Arnstein und von Förderschulen bis zu Berufsschulen können Vertreter entsenden und in der Sitzung Anträge zu Wünschen und Belangen von Jugendlichen in Main-Spessart stellen. Tanja Hebig, seit März 2020 Kreisjugendpflegerin in Main-Spessart, hat die Idee dieses Gremiums in ihrer Anfangszeit initiiert: „Ich bin während meiner Zusatzausbildung zur Jugendpflegerin darauf gestoßen, da es in anderen Landkreisen bereits Jugendkreistage gab.“ Gerade während der Corona-Pandemie, als vieles über die Köpfe von Minderjährigen hinweg entschieden wurde, kam die Idee auf, ihnen ein Beteiligungsformat zu schaffen, innerhalb dessen Jugendliche mitreden und selbst entscheiden dürfen. Dafür stellt der Landkreis dem Jugendkreistag jährlich ein Budget von 10.000 Euro zur Verfügung, über das die Delegierten die volle Gewalt haben. Das bedeutet, Anträge der Jugendlichen, die mit einer Mehrheit beschlossen werden, sind keine Empfehlungen, sondern gültige Beschlüsse. Voraussetzung dafür ist, dass das eigene Budget die nötigen Kosten decken kann. Dies zeigt sich am Beispiel des offenen Schulcafés am Nägelsee-Schulzentrum in Lohr, das in der vergangenen Jugendkreistagssitzung einstimmig beschlossen wurde (siehe Überblick). „Damit wollen wir den Jugendlichen zeigen, dass wir ihre Belange auch wirklich ernst nehmen“, sagt Annina Krause, seit Mai 2021 ebenfalls Kreisjugendpflegerin. Anders als der „normale“ Kreistag behandelt der Jugendkreistag Themen aller Art – egal ob der Landkreis dafür zuständig ist oder nicht. „Die verschiedenen Zuständigkeiten sind dann eben immer der Knackpunkt“, sagt Stefan Krebs, seit Februar 2021 Abteilungsleiter für Kommunales und Soziales. Fällt ein Thema in die Zuständigkeit einer Kommune – wie das Beispiel des Antrags für eine Mountainbikestrecke – oder des bayerischen Staats, so gibt das Landratsamt den Antrag mit einer Empfehlung weiter. Gegebenenfalls kann der Landkreis aber auch Projekte von Gemeinden finanziell fördern. Wer wofür zuständig ist, wird den Jugendvertretern während der Sitzung an geeigneter Stelle jeweils ausführlich erklärt, betont der 31-jährige Volljurist. Damit leistet das Gremium auch wertvolle Arbeit in Sachen politischer Bildung. Dazu gehört auch, dass bei einer Jugendkreistagssitzung fast dieselben Regelungen und Formalitäten gelten wie bei einer Sitzung der erwachsenen Kreisräte. Landrätin Sabine Sitter, welche die Sitzungen persönlich leitet, achtet beispielsweise darauf, alle Delegierten zu siezen. „Damit bekommen die Jugendlichen die Chance, Politik authentisch hautnah zu erleben“, schwärmt Krause. Idealerweise bekämen die Nachwuchspolitiker später auch Lust, im Gemeinde- oder Kreisrat selbst einmal die Geschicke ihrer Heimat zu gestalten – und das am besten bereits als junge Erwachsene, damit frischer Wind in die Gremien kommt. „Schließlich wollen wir versuchen, die Jugendlichen im ländlichen Raum zu halten. Da ist es doch sinnvoll, sie selbst mitbestimmen zu lassen, wie man den Landkreis für sie attraktiver gestalten kann“, meint Tanja Hebig.

Stefan Krebs bereitet mit seinen beiden Kolleginnen alles im Vorfeld für die Jugendkreistagssitzung vor.

Großes Lob an die Delegierten

Doch wie setzt sich der Jugendkreistag zusammen? „Je nachdem, wie viele Schulen sich beteiligen, dürfen sie proportional entsprechend viele Delegierte entsenden. Aktuell sind zwölf Schulen beteiligt, weshalb jede Schule zwei bis drei Delegierte zugesprochen bekommt“, erklärt Hebig. Wie diese ausgewählt werden, ist den Schulen selbst überlassen. „Sie sollten natürlich am besten demokratisch legitimiert sein, etwa durch die Schülersprecherwahl“, ergänzt die Sozialpädagogin aus Retzstadt. Zugelassen sind nur minderjährige Vertreter. Die Auswahl über die Schulen sei vor allem praktischer Natur, da man darüber am besten möglichst alle Jugendlichen erreicht. Ein Flyer klärt an den Schulen über Sinn und Zweck des politischen Gremiums auf. Nun könnte man meinen, einige der anwesenden Jugendlichen würden die Sache gar nicht ernst nehmen und würden etwa unrealistische oder gar unsinnige Anträge stellen. „Das war noch nie der Fall. Bisher trugen die Jugendlichen – in Absprache mit den zuständigen Lehrern – durchweg ernsthafte, bodenständige Themen heran, die ihren Alltag unmittelbar betreffen“, betont Krebs. An dieser Stelle spricht der Abteilungsleiter zusammen mit seinen Kolleginnen ein aufrichtiges Lob an alle Jugendkreisräte aus und bedankt sich herzlich für die bisher stets konstruktive Zusammenarbeit und das vorbildliche Verhalten der Jugendlichen in den Sitzungen.

Fotos: Daniel Peter

Die aktuell beteiligten Schulen des Jugendkreistags. Aus Gemünden sind jeweils zwei Realschulen und Gymnasien beteiligt.

Die vier Anträge der letzten Jugendkreistagssitzung am 08.11.2023 im Überblick:

1. Errichtung einer Mountainbikestrecke in Marktheidenfeld ➔ Zuständigkeit liegt bei der Stadt Marktheidenfeld ➔ Bürgermeister Thomas Stamm versprach, den Antrag in die nächste Stadtratssitzung zu tragen

2. Beantragung von 1.000 Euro zur Gestaltung eines offenen Schülercafés im Nägelsee-Schulzentrum in Lohr ➔ Antrag wurde von den Delegierten einstimmig bewilligt

3. Antrag zur Installation von Trinkwasserspendern an allen Schulen Main-Spessarts ➔ Kosten übersteigen das eigene Budget bei weitem ➔ Der zuständige Ausschuss prüft den Antrag, ob alle Landkreisschulen (Förderschulen, Realschulen, Gymnasien, Berufsweiterbildungsschulen) Trinkwasserspender bekommen sollen ➔ Schulen in Zuständigkeit der Kommunen (Grund- und Mittelschulen) können beim zuständigen Sachaufwandsträger einen Antrag zur Förderung stellen

4. Antrag der Mittelschule Marktheidenfeld zur Anschaffung eines Basketballkorbs auf dem Schulgelände ➔ Zurückgezogen, da auf Anfrage des Landkreises keine Ausführungen der Delegierten zu dem Thema eingereicht wurden

Die vier Anträge der letzten Jugendkreistagssitzung am 08.11.2023 im Überblick:

1. Errichtung einer Mountainbikestrecke in Marktheidenfeld ➔ Zuständigkeit liegt bei der Stadt Marktheidenfeld ➔ Bürgermeister Thomas Stamm versprach, den Antrag in die nächste Stadtratssitzung zu tragen

2. Beantragung von 1.000 Euro zur Gestaltung eines offenen Schülercafés im Nägelsee-Schulzentrum in Lohr ➔ Antrag wurde von den Delegierten einstimmig bewilligt

3. Antrag zur Installation von Trinkwasserspendern an allen Schulen Main-Spessarts ➔ Kosten übersteigen das eigene Budget bei weitem ➔ Der zuständige Ausschuss prüft den Antrag, ob alle Landkreisschulen (Förderschulen, Realschulen, Gymnasien, Berufsweiterbildungsschulen) Trinkwasserspender bekommen sollen ➔ Schulen in Zuständigkeit der Kommunen (Grund- und Mittelschulen) können beim zuständigen Sachaufwandsträger einen Antrag zur Förderung stellen

4. Antrag der Mittelschule Marktheidenfeld zur Anschaffung eines Basketballkorbs auf dem Schulgelände ➔ Zurückgezogen, da auf Anfrage des Landkreises keine Ausführungen der Delegierten zu dem Thema eingereicht wurden

Die vier Anträge der letzten Jugendkreistagssitzung am 08.11.2023 im Überblick:

1. Errichtung einer Mountain­ bikestrecke in Marktheidenfeld ➔ Zuständigkeit liegt bei der Stadt Marktheidenfeld ➔ Bürgermeister Thomas Stamm versprach, den Antrag in die nächste Stadtratssitzung zu tragen

2. Beantragung von 1.000 Euro zur Gestaltung eines offenen Schüler-­ cafés im Nägelsee-Schulzentrum in Lohr ➔ Antrag wurde von den Delegierten einstimmig bewilligt

3. Antrag zur Installation von Trinkwasserspendern an allen Schulen Main-Spessarts ➔ Kosten übersteigen das eigene Budget bei weitem ➔ Der zuständige Ausschuss prüft den Antrag, ob alle Landkreisschulen (Förderschulen, Realschulen, Gym­nasien, Berufsweiterbildungs- schulen) Trinkwasserspender bekommen sollen ➔ Schulen in Zuständigkeit der Kommunen (Grund- und Mittelschulen) können beim zuständigen Sachaufwandsträger einen Antrag zur Förderung stellen

4. Antrag der Mittelschule Marktheidenfeld zur Anschaffung eines Basketballkorbs auf dem Schulgelände ➔ Zurückgezogen, da auf Anfrage des Landkreises keine Ausführungen der Delegierten zu dem Thema eingereicht wurden

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