Wohn(Traum) mitten im Ort
7 6 Die Entscheidung für einen Wohnstandort ist im- mer auch die Entscheidung über die Mobilitäts- kosten der nächsten Jahre. Bedenken Sie daher bei Ihrer Planung auch die Kosten für Ihre All- tagsmobilität einzurechnen. Die Chance auf einen unverbauten Blick ins Grü- ne ist einer der Gründe, warum Neubaugebiete am Ortsrand attraktiv erscheinen. Doch auch hier werden schöne Lagen zunehmend rar. Daneben wird der Aspekt der Erreichbarkeit nicht ausrei- chend bedacht: Der Weg zum Bäcker für die Früh- stücksbrötchen ist oftmals zu Fuß zu weit. Wenn die Strecke aufgrund eines starken Höhenunter- schieds zum Altort oder wegen der Streckenlän- ge auch mit dem Rad nicht zu bewältigen ist, be- deutet das regelmäßige zusätzliche Fahrtkosten. Überlegen Sie auch, ob und wie Sie in Ihrem Zu- hause alt werden können. Im Alter, wenn kein Au- tofahren mehr möglich ist, kann eine Wohnlage fern des Zentrums zu Problemen führen – und zu Isolation, weil die Teilnahme am Dorfleben fehlt. Durch weitere Neubauten am Ortsrand gehen die Zersiedelung im Außenbereich und die Flächen- versiegelung weiter, während gleichzeitig beste- hende Potenziale im Innenort brach liegen. Die Inanspruchnahme von Flächen für Siedlung und Verkehr nimmt stetig zu (von 1980 bis 2016 um 50%), steht aber in keinem Verhältnis zur Bevölkerungsentwicklung (18% Zunahme im glei- chen Zeitraum). Im Jahr 2016 wurden in Bayern täglich 9,8 ha Freifläche in Siedlungs- und Ver- kehrsfläche umgewandelt, das entspricht in etwa der Fläche von 14 Fußballfeldern! Damit werden wichtige Funktionen des Bodens für den Natur- haushalt gestört, gleichzeitig verschärft sich die Konkurrenz zu anderen Flächenansprüchen z.B. für Erholung, Landschafts- und Artenschutz oder Grund- und Hochwasserschutz. Durch die Nutzung von Gebäuden oder Grund- stücken im Ortsinneren können bislang nicht ver- baute Flächen weiterhin für Natur, Erholung und Landwirtschaft zur Verfügung stehen. Aspekt: Flächenverbrauch 2 Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucher- schutz, www.stmuv.bayern.de (Boden → Flächensparen → Daten und Fakten) Aspekt: Mobilität – jetzt und im Alter In vielen Gemeinden übersteigt die ohnehin vor- handene Fläche den zukünftigen Baulandbedarf um ein Vielfaches. Im Rahmen der Erstellung des Integrierten Länd- lichen Entwicklungskonzepts wurden die Zahlen für die Gemeinden des Sinngrunds ermittelt:  Ein ermittelter Baulandbedarf von 10,6ha bis zum Jahr 2021 steht einem vorhandenen Flächenpo- tenzial von 48,3ha (Baulücken und Leerstände) gegenüber. Potenzial: 48,3 ha Bedarf bis 2021: 10,6 ha Beispiel: Innenentwicklungspotenzial in der Gemeinde-Allianz Sinngrund Quelle: ILEK „Sinngrundallianz “, 2014
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