Rundherum Main-Spessart
Auf spiritueller Wanderschaft Wallfahrten Pilgern – b eten mit den Füßen N eben den großen Pilgerwegen in Deutschland und Europa finden die heimischen Wallfahrtsorte immer größeres Interesse. Im Landkreis Main-Spessart liegen mehrere Marienwallfahrtsorte mit langer Tradition. Die bekanntesten sind Retzbach („Maria im Grünen Tal“), Lohr („Mariabuchen“), Gemünden (Kloster Schönau), Arnstein („Maria Sondheim“) und Rengersbrunn („Mariä Geburt“). I mmerhin 350-jähriges Wallfahrts-Jubiläum hatten 2017 die Gläubigen aus Salmünster, die seit 1667 jährlich die 32 km zur Wallfahrtskirche „Mariä Geburt“ in Rengersbrunn wallen. Auch hier war die Bedrohung durch die Pest der Auslöser für die Wallfahrt. T ausende von Wallfahrern kommen jährlich aus einem Umkreis von ca. 150 km in den Landkreis. Teilweise sind Jung und Alt mehrere Tage auf den Beinen, wenn sie z.B. in Bad Soden-Salmünster oder Fulda aufbrechen. Kleine und große Anliegen nehmen die Menschen mit auf den Weg zu den spirituellen Quellen. E inen großen Aufschwung nahm die Wall- fahrt, wie in vielen anderen Orten auch, in den Kriegs- und Pestjahren um 1600. Angesichts der furchtbaren Krankheit, die sich die Menschen früher nicht erklären konnten und als Strafe Gottes ansahen, gelobten die Einwohner vieler Städte jährliche Wallfahrten, sollten sie von der Pest verschont bleiben. U nterwegs und vor Ort sorgen viele Helfer für Verpflegung, Unterkunft und Sicherheit. So sind schon viele Freundschaften und Kontakte entstanden. Den Landkreis Main-Spessart lernen die Wallfahrer als gastfreundlichen Raum mit seinen vielen, teils noch unentdeckten, schönen Plätzen, Wegen und Fluren kennen. M it 135 Wallfahrtsgruppen pro Jahr ist „Maria im Grünen Tal“ ein stark frequentierter Wallfahrtsort und mit seinem Ursprung im 13. Jahrhundert zu- gleich der älteste der Diözese Würzburg. Die längste Tradition in Retzbach hat die Wallfahrt aus Rieneck, die seit 1470 durchgeführt wird. A uch jenseits der großen Wallfahrten machen sich viele Menschen individuell auf den Weg, um „mit den Füßen zu beten“. So berührt auch einer der vielen Jakobuswege, der Weg von Fulda über Schweinfurt nach Würzburg, den Osten Main-Spessarts. Eine ganz besondere Station hier ist das alte Pfarrhaus in Binsbach, die einzige Pilgerherberge in Main-Spessart. Es wurde 2012, nachdem es nicht mehr dauerhaft bewohnt wurde, umgebaut und saniert. Möglich wurde dies durch den engagierten „Förderkreis Altes Pfarrhaus Binsbach“, der sich 2009 gründete und, in einem Dorf mit 280 Einwohnern, stolze 50 Mitglieder zählt. J ährlich kommen bis zu 100 Pilger aus den verschiedensten Ländern, überwiegend aus Deutschland, aber auch aus Osteuropa, Skandinavien und den Beneluxländern an, um für eine oder zwei Nächte Quartier zu beziehen, sich zu stärken und Erholung zu finden. Berichte im Gästebuch sind voll des Lobes für das Engagement der Binsbacher und ihr Haus. Auch hier zeigt sich, dass der Weg alleine nie das Ziel sein kann – menschliche Begegnungen und ein gutes Miteinander sind für jeden von uns wertvolle Lebenserfahrungen. M ain-Spessart: Spirituelles Land, als Pilgerziel oder als Oase auf großen Wegen bei vielen Menschen geschätzt und beliebt. Steintafel mit Symbol der Jakobsmuschel Weitere Informationen: www.wallfahrt.bistum-wuerzburg.de Rengersbrunner Wallfahrtskirche Text: Johannes Weismantel, Diözese Würzburg Wallfahrtskirche in Retzbach Marienbrunnen in Rengersbrunn 18 19
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