Rundherum Main-Spessart

Von Pfeffernüssen und Fernblicken Kultur pur » Etappe sieben führt von Retzbach aus ein gutes Stück durchs Werntal und schließlich in die ausgedehnten Agrarlandschaften im Osten von Main-Spessart. Unterkunft am Zielort Binsbach bietet die einzige Pilgerherberge des Landkreises. » Einige der zahlreichen Arnsteiner Ortsteile sowie Arnstein selbst – die einzige Stadt in Deutschland übrigens, bei der ein Schnittpunkt zwischen einem Haupt-Breiten- und einem Haupt-Längengrad liegt – durchfährt der Blogger an diesem Tag. Auch hier trifft er auf interessante Menschen und ihre Geschichten. Dem großen Regen kann er diesmal entkommen und erreicht so trocken den Zielort Obersfeld. 7 8 Binsbach –> Obersfeld Retzbach –> Binsbach Retzstadt Binsbach Retzbach Binsfeld Halsheim Reuchelheim Müdesheim 7 Wiesthal Neuhütten Bischbrunn Schollbrunn Hasloch Lengfurt Homburg Trennfeld Birkenfeld Kreuzwertheim Karlstadt Lohr a.Main Marktheidenfeld Zellingen Retzstadt Binsbach Arnstein Neubessingen Obersfeld Gössenheim Retzbach Billingshausen Tiefenthal Habichsthal Gänheim Schwebenried Altbessingen Sachserhof Aschfeld Karsbach Heßdorf Straßlücke Krommenthal 3 4 5 6 7 8 Gestern Abend hatte ich noch ein paar selbst gebackene Retzbacher Pfeffernüsse zum Schoppen serviert bekommen, mmh. Sie werden nach einem geheimen Rezept hergestellt, das im Dorf seit langer Zeit von Mutter zu Tochter weiter- gegeben wird. Habe mir eine kleine Tüte davon als Notration für die heutige Etappe einpacken lassen. Nun schien die Sonne, es konnte losgehen. In Arnstein bog ich in die Goldgasse u d fuhr über hoppeliges Kopfsteinpflaster bis zur ehema- ligen Synagoge. 1938 wurde die letzte jüdische Mutter mit ihrem Kind aus Arnstein vertrieben. In der Nachkriegszeit wurde das Gebäude anderweitig genutzt. Heute ist dort ein Kulturzentrum ein- gerichtet, das von einem Verein betrieben wird. Immer wieder finden dort kulturelle Veranstaltungen und interessante Konzerte statt. Ein schöner Blick auf Halsheim In Schwebenried war ich mit dem Liedermacher Siggi Juhasz verabredet. Wir setzten uns in sein Tonstudio und er begann mir selbstverfasste Lieder im Dialekt anzusingen. Die Lieder und Texte gehen wirklich ans Herz, auch wenn ich nicht jedes ein- zelne Wort verstanden habe, war ich tief berührt. Anschließend ging‘s durch Reuchelheim. Von Schweben- ried ging es über die Felder leicht bergauf nach Alt- bessingen. Wieder auf einem Feldweg kam ich an einen Punkt, von dem ich in nördlicher Rich- tung die Berge der Rhön und in östlicher Richtung die Erhebung des Steigerwaldes sehen konnte. Als Unterkunft eingeplant war die Pilger- herberge im alten Pfarrhaus in Binsbach. Das Ehepaar Issing betreut als Herbergseltern die Pilgerunterkunft im alten Pfarrhaus, das extra dafür umgebaut wurde. Alle paar Tage kommen dort Pilger vorbei, viele wandern entlang des Fränkischen Marienwegs Richtung Süden, es sind ca. 100 Pilger pro Jahr. Als ich dort die Kirche betreten wollte, fand ich sie verschlossen. Es dauerte nicht lange, da kam von gegenüber ein Mann, der den Schlüssel verwaltete. Zusammen traten wir in die Kirche ein, setzten uns auf zwei Bänke und unterhielten uns über Kirche, Dorf, Gott und die Welt. Ich spürte bereits die ersten Regentropfen auf den Unterarmen, war dem Regenguss aber immer einige hun- dert Meter voraus. 16 17

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