Rundherum Main-Spessart
Winzer und Weinbergstradition D ie Weinberge im Landkreis waren schon immer überwiegend mit Weißwein- sorten bestockt. Bis 1800 kultivierte man den „Gemischten Satz“ mit einem hohen Silvaner-Anteil, den sogenannten „Frentsch“ und den „Hunsch“, den einfachen Landwein. Mit vielen verschiedenen Rebsorten im gleichen Weinberg versuchte man damals, die Witterungsunbilden auszugleichen. Danach kamen reinsortige Weinberge mit Silvaner oder Riesling. Neue ertragssichere Rebsorten wie Mül- ler-Thurgau, Bacchus und Kerner mit einem fruchtigen und modernen Weingeschmack ergänzten das Sortiment und haben sich im Kreisgebiet sehr gut bewährt. Die Klima- erwärmung seit 1990 bringt Vorteile für die spätreifenden Weinsorten, aber auch für den Anbau von Rotweinen wie Spätbur- gunder und Domina. E inen Großteil des Weinbaus im Kreisgebiet kontrollierten damals die Klöster in Karlburg, Neustadt und Triefenstein. Die kleine Eiszeit ab 1350 und schließlich der 30-jährige Krieg ab 1618 brachten einen großen Teil des Weinbaus zum Erliegen. Ab 1800 kamen die Rieslingweine von Rhein und Mosel in Mode und verdrängten den „Frentsch“ – den Fran- kenwein – vom Markt. Im Zuge dieser Entwicklungen gab man bis 1900 den Weinbau in den weniger ertragreichen Lagen ganz auf. In den guten Weinlagen versuchte man mit der Rebsorte Silvaner den Frankenwein zu verbessern. D ie goldene Weintraube im Wappen des Landkreises Main-Spessart ist ein Symbol für die große Bedeutung des Weinbaus in diesem Gebiet. Eine der ältesten fränkischen Urkunden zur Entstehung des Weinbaus aus dem Jahr 770 stammt aus Halsheim im Werntal. Im Mittelalter erreichte der Weinbau seine Hochblüte in Franken, und Homburg am Main war eine bedeutende Weinstadt. Der Homburger Kallmuth war damals sehr kostbar, so musste z.B. ein Buttenträger bei der Weinlese für einen Liter Wein eine Woche lang arbeiten. Das entspricht nach heutiger Umrechnung einem Wert von 500 Euro. D er Main war der Haupttransportweg für Wein und Holz. So kam das Holz für Weinbergspfähle und Holzfässer aus dem Spessart. Dabei wurden beachtliche Mengen benötigt, z.B. für die früher übliche „Fränkische Kopferziehung“ der Rebstöcke jeweils drei Holzpfähle für einen Rebstock. Bei 10.000 Reben pro Hektar entsprach dies 30.000 Holzpfählen! Bedeutung des Weinbaus für den Landkreis Main-Spessart E in Großteil der Weinbauflächen in Main-Spessart wird von Winzern bewirtschaftet, die genossenschaftlich organisiert sind. Das heißt, sie erzeugen die Weintrauben und liefern sie bei der Lese im Keller der Winzergenossenschaft ab. Dort werden die Trauben gekeltert, der Wein abgefüllt und schließlich verkauft. Viele dieser Winzer bewirtschaften ihre Weinberge im Nebenerwerb, weil die Flächen nicht sehr groß sind, teilweise unter einem Hektar. Engagierte Winzer haben sich aber in den letzten Jahrzehnten eigene Weingüter aufgebaut wie zum Beispiel das Weingut May in Retzstadt, Weingut Martin in Homburg oder Wein- gut Höfling in Eußenheim. Solche Familienbetriebe verändern sich natürlich immer wieder durch den Generationswechsel, aber die Weinqualität ist hervor- ragend und garantiert ein sicheres Einkommen. D ie Weine vom hiesigen typischen Muschelkalkboden sind sehr erfolgreich und beliebt. Sie brauchen sich vor den übrigen fränkischen Anbaugebieten nicht zu verstecken. Dies trägt dazu bei, dass sich der Weinbau im Kreisgebiet auch in Zukunft bewährt und seine Bedeutung weiter wächst. Homburger Kallmuth Text: Josef Engelhart, Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Insti- tut für Weinbau und Oenologie, Veitshöchheim Weinberge zwischen Gambach und Karlstadt Für Freunde des Frankenweins: www.franken-weinland.de www.frankenwein-aktuell.de 13 12
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