Rundherum Main-Spessart
Die Grundlagen des Wachstums – Sch ätze der Natur Einsiedel um 1900 Lichtenau: Wiesenbe- wässerung Text: M.A. Barbara Grimm und Dr. Leonhard Tomczyk, Spessartmuseum Hier lohnt ein Besuch! F ür die Besiedlung des Spessarts waren zwei großzügig vorhandene Ressourcen ausschlagge- bend: Wasser und Holz. So wurde jahrhundertelang die Wasserkraft der zahlreichen Bäche und kleinen Flüsse im Spessart genutzt, und noch heute finden sich in der Landschaft Spuren von Stauwehren und Triftweihern (zum Transport von Meterholz), Wiesenbewässerungskanälen, Waschplätzen, Brunnen und Viehtränken, Sägewerken, Eisenhämmern und Mühlen. D as Holz war, zusammen mit Quarz, der entscheidende Rohstoff für die Herstellung von Glas. So entstan- den im Spätmittelalter zahlreiche Glashütten im Spessart – Ursprung der heutigen Dörfer, die auf den typischen Rodungsinseln mitten im Wald liegen. W iesthal, Krommenthal und Neuhütten sind bekannte alte Glasmacherdörfer. Die dortigen Glashütten lieferten im 15. und 16. Jahrhundert Nuppenbecher, Pilgerflaschen und andere Gefäße für den täglichen Gebrauch an viele Haushalte aller sozialen Schichten, nicht nur im Spessart. I n und um Wiesthal standen einst sechs Mühlen. Erhalten haben sich seit dem großen Mühlen- sterben in den 1960er Jahren nur zwei: Die Ruhmühle – eine Getreide- und Schrotmühle, die dank der Tatkraft der Mühlengenossenschaft heute noch zu besonderen Anlässen in Betrieb genommen wird, genauso wie ein privates Backhaus, das einzige, das von ursprünglich 86 Bauten dieser Art übrig blieb. Die Fleckensteinmühle, in der Bucheckern und Raps zu Öl geschlagen wurden, kam 1995 ins Freilandmuseum Fladungen. H eute eines der stillsten Spessarttäler, dröhnten im Hafenlohrtal in früheren Zeiten Sägen und Eisenhämmer, wie z.B. in der Lichtenau. Unweit davon kann man im Naturschutzgebiet von einem Steg aus alte Wiesenbewässerungskanäle erkennen. I n Einsiedel war von 1807 bis 1889 eine Glas- hütte in Betrieb, in der diverses Hohlglas sowie bunte Butzenscheiben für Fenster hergestellt und deutschlandweit vertrie- ben wurden. Mit rund 50 Mitarbeitern handelte es sich nach damaligen Maß- stäben um einen Großbe- trieb. Der mitten im Wald befindliche Ort zählte damals über 100 Einwohner. Von den zahlreichen Gebäuden sind nur noch wenige erhalten, u.a. die Kirche, das Verwaltungs- gebäude und die Schleiferei. D ie Wälder rund um Bischbrunn und Schollbrunn gehörten einst zu den bevorzugten königlich bayerischen Jagdrevieren. Ein Kulturrundweg des Archäologischen Spessartprojekts berührt viele markante Stationen, so z.B. das Rainstor, wo ein Teil des ehemaligen Wildgatters aus Eichenplanken rekonstruiert wurde, oder eine ehemalige „Köhlerplatte“ – Zeugnis für einen einst einträglichen Erwerbszweig, der für die Eisenhämmer der Umgebung (z.B. im nahegelegenen Haslochtal) unver- zichtbar war: die Herstellung von Holzkohle vorwiegend aus Buchenholz. I m Haseltal zwischen Bischbrunn und Schollbrunn kommt man an zahlreichen Mühlen vorbei: Die Schreckemühle ist die einzige, die – modernisiert – heute immer noch Getreide mahlt. Die Zwieselmühle ist schon lange ein Gastronomiebetrieb, die Schleifmühle, in der seit 1974 nicht mehr gemahlen wird, inzwischen ebenfalls. Die Nickelsmühle war früher ein Sägewerk. Wiesthal: Ölmühle um 1900 Wiesthal: Rekonstruktion Glashütte Birklergrund Eisenhammer Hasloch mit HAMMERMUSEUM (siehe Bloggerbericht S. 7) www.hammer-museum.de Museum Papiermühle Homburg Gartenstraße 11, Homburg/Main www.papiermuehle-homburg.de Traditionelles Gewerbe im Spessart: Glashütten und Mühlen 8 9
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