Patenschaft
• Deck schrubben: Gemeinsam geht's besser. Es ist so weit: Wir sind soeben ohne Motor, allein unter Segeln mit satten 7,2 Knoten in dänische Hoheitsgewässer eingedrungen – und das ohne Passkontrolle. Der Kapitän ist so zufrieden mit uns, dass er uns das nun folgende Ankermanöver für Fortgeschrittene unter Segeln zutraut. Wir enttäuschen ihn nicht und liegen nach dieser geglückten Aktion parallel vor dem dänischen Aerö.“ Was sich liest wie ein Abenteuerroman ist ein Auszug aus dem Tagebuch einer „besonderen“ Gruppe aus dem Landkreis Main-Spessart, die auf dem Schulschiff „Thor Heyerdahl“ vier Tage lang das Segeln und vieles andere lernten. 30 Schüler aus der Oberstufe der St.-Kilian- Schule Lohr-Marktheidenfeld mit sonderpädagogischem Förderbedarf wurden begleitet von zwei Lehrern, zwei Betreuerinnen, Konrektorin Sibylle Scherf, Rektorin Brigitte Krückel und Holger Steiger, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit des Landratsamtes. Sie alle unternahmen einen Segeltörn auf der Ostsee von Kiel nach Dänemark und legten dabei 83 Seemeilen zurück. Zurück kamen sie nun mit tollen Erlebnisberichten, vielen Eindrücken und einer Menge neuen Wissens – nicht nur über das Segeln. „Wir konnten den Jugendlichen Dinge zutrauen, die sie vorher noch nie gemacht hatten und wir haben Stärken entdeckt, die uns Lehrkräfte haben staunen lassen“, so Rektorin Brigitte Krückel. Ihr kann man die Begeisterung über das gemeinsame Erlebnis im Gesicht ablesen. Auch Sibylle Scherf schwärmt: „Die haben alles gemacht, vom Nacht-Wachdienst und Segel setzen über Schwimmwesten trocknen und Deck schrubben bis zu Küchendienst und Toilettenreinigung. Handys und Make-up gerieten darüber bei den Jugendlichen in Vergessenheit. Sogar das Rauchverbot und das fehlende Internet sei kein Thema für die 13- bis 16-Jährigen gewesen. Scherf beeindruckte, wie Kapitän André Montaldo dabei geholfen habe, den Schülern mehr zuzutrauen und sie vieles alleine machen zu lassen. Als 14 Jugendliche in einem Boot an Land rudern sollten, untersagte er Scherf die Hilfestellung. „Er sagte: ,Die wollen an Land, dann schaffen sie es auch!'“, erinnert sich die Konrektorin. „Und sie haben es geschafft!“ Scherf sagt, sie habe sich „von einer ständigen Angst, es könne etwas passieren“, zu der Erkenntnis entwickelt, dass die Jugendlichen wirklich vieles können, das sie ihnen vorher nicht zugetraut hatte. Auch Krückel berichtet, dass das Motto „Lernen durch die See“ durchgängig erlebbar gewesen sei. Die Jugendlichen hätten wie selbstverständlich Verantwortung übernommen, ihre Selbstständigkeit ebenso wie ihre Handlungskompetenz und Teamfähigkeit verbessert. Die Betonung sei auch auf der Gemeinsamkeit gelegen: Lehrer wie Schüler wie Schiffsmannschaft hatten die gleichen Aufgaben. „Mit gemeinsamer Anstrengung haben wir die Segel gehisst. Das Teamgefühl war auch wenn der Wind rauer wurde, spürbar“, so Krückel. Alle seien gemeinsam an ihre Grenzen gegangen und hätten sie auch überwunden,
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